Picciotto

Konfession: jüdisch

Adelstitel: 1806 österreichischer Ritterstand für Raphael Picciotto (1742–1827), Großkaufmann und österreichischer Generalkonsul in Aleppo

Der wohlhabende sephardische Adelserwerber, dessen Familie in den 1730er Jahren aus Livorno nach Aleppo gekommen war, hatte 1802 die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen. Das gesamte 19. Jahrhundert über versahen Nachkommen von ihm in Aleppo das österreichische Konsulat wie auch diverse Honorarkonsulate anderer Länder.

Literatur: Peter Frank-Döfering (Hg.), Adelslexikon des österreichischen Kaisertums 1804–1918, Wien etc. 1989, S. 153 — Zur Familie siehe Bernard Le Calloc’h, La dynastie consulaire des Picciotto (1784–1894), in: Revue d’histoire diplomatique, Bd. 105 (1991), S. 135–175; Emilio Picciotto, The Consular History of the Picciotto Family 1784–1895, o. O. u. o. J. [1998] (mit umfangreichem Dokumentenanhang); Yaron Harel, The Rise and Fall of the Jewish Consuls in Aleppo, in: Turcica, Bd. 38 (2006), S. 233–250

Internetressource: Genealogische Angaben auf der Website Les Fleurs de l’Orient (u.a. Seite für Cavaliere Raffaele De Picciotto)

Liebermann von Wahlendorf

Konfession: jüdisch und evangelisch-lutherisch

Adelstitel: 1873 österreichischer Ritterstand (mit »von Wahlendorf«) für Adolf (Ritter) Liebermann (von Wahlendorf) (1829–1893), Industrieller bzw. Rentier [und Kunstsammler] in Berlin; 1873 preußische Genehmigung zur Führung des Titels

Von den drei überlebenden Söhnen des Adelserwerbers, eines Onkels des Malers Max Liebermann, traten Paul (1861–1930) und Fritz (1865–1936) 1897 zum Christentum über. Vom jüdisch gebliebenen Sohn Willy Liebermann von Wahlendorf (1863–1939) gibt es lesenswerte, im Exil verfasste Erinnerungen: Willy Liebermann Ritter von Wahlendorf, Erinnerungen eines deutschen Juden 1863–1936, hg. von Ernst Reinhard Piper, München 1988.

Literatur: Adelslexikon, Bd. 7 (1989) (= Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 97), S. 353, u. Bd. 17 (2008) (= Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 144), S. 418f.; Peter Frank-Döfering (Hg.), Adelslexikon des österreichischen Kaisertums 1804–1918, Wien etc. 1989, S. 393; Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs, Bd. 5 (1912/13), S. 403–405; Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel, Bd. 15 (1921), S. 515f., und Bd. 21 (1929), S. 385f.; Drewes, Jüdischer Adel, 2013, S. 343–345 und öfters — Zur Familie siehe auch Marina Sandig, Die Liebermanns.Ein biographisches Zeit- und Kulturbild der preußisch-jüdischen Familie und Verwandtschaft von Max Liebermann (= Deutsches Familienarchiv, Bd. 146), Neustadt/Aisch 2005, bsds. S. 156–163 u. 379f.; Regina Scheer, »Wir sind die Liebermanns«. Die Geschichte einer Familie, Berlin 2006, öfters (S. 201 zur Nobilitierung)

Internetressourcen: Seite zum Erbbegräbnis Adolf Liebermann von Wahlendorfs auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee; Seite zum Stolperstein zum Gedenken an Else Liebermann von Wahlendorf geb. Holländer (1876–1943) [Witwe von Paul Liebermann von Wahlendorf, die sich ebenfalls 1897, kurz nach ihrem Mann, hatte taufen lassen]; Artikel »Wilhelm Liebermann von Wahlendorf« in der deutschsprachigen Wikipedia