Bei Siegmund Kaznelson (Hg.), Juden im deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk, 3. Ausgabe mit Ergänzungen und Richtigstellungen, Berlin 1962, S. 1043–1060, findet sich eine Liste von »Nichtjuden, die für Juden gehalten wurden«. Sie nennt an Adligen im deutschsprachigen Raum:
Lou Andreas-Salomé [geb. von Salomé] (1861–1937), Schriftstellerin [und Psychoanalytikerin]
Alfred Freiherr von Berger (1853–1912), Theaterdirektor
Lily Braun geb. von Kretschmann (1865–1916), Schriftstellerin [und Sozialistin und Feministin]
Max von Fischel (1850–[1929; 1907 nobilitiert], Admiral
Karl [Ritter] von Frisch (1886–[1982]), Prof. der Zoologie [in München]
Adolph (1826–1903), Bankier, und David von Hansemann (1858–1920), Mediziner
Thea von Harbou (1888–1954), Schriftstellerin
Ferdinand von Lamprecht (1790–1864), Königlich preußischer Wirklicher Geheimrat
Baron Leitenberger [i.e. Friedrich (seit 1868 Ritter, seit 1873 Freiherr von) Leitenberger (1837–1899)], Philanthrop
Otto von Leitgeb (1860–1951), Schriftsteller
Franz von Liszt (1851–1919), Prof. jur. [Cousin des gleichnamigen Komponisten]
Sophie von Löwenthal geb. von Kleyle (1810–[1889]), Lenaus Freundin
Robert [1917–19 Edler von] Musil (1880–1942), Schriftsteller
Ernst von Possart (1841–1921), Schauspieler
Leopold von Sacher-Masoch (1836–1895), Schrifsteller
Emil G. C. von Sauer (1862–1942), Pianist und Komponist
August Varnhagen von Ense (1785–1858), Schriftsteller
Freilich waren die Ehepartner der Genannten z.T. jüdischer Herkunft. Die Liste, die sich ohne Weiteres fortsetzen ließe, enthält im Gegensatz zum berüchtigten Semigotha nur relativ prominente Personen. Eine jüdische Abstammung nichtjüdischer Personen wurde nicht nur, aber insbesondere von Antisemiten behauptet.